Einhorn-Gute-Nacht-Geschichte - FABACH – Die Schlüsselanhänger-Schmiede

Einhorn-Gute-Nacht-Geschichte

Die Winternacht zaubert silberne Eiskristalle an die kleine Fensterscheibe in Sleepys Zimmer. Eigentlich müsste Sleepy jetzt längst schlafen. Aber das kleine Einhorn schaut gebannt zum Fenster, hinter dem eine schwarze Dunkelheit über dem Schnee liegt, der das Akama-Tal seit heute Morgen sanft zudeckt.

Kleine Einhörner müssen den Winter nicht draußen auf der Weide verbringen, sie dürfen es sich in ihren Zimmern gemütlich machen. Und so zieht Sleepy seine hellblaue Sternendecke so hoch, wie es nur geht.

Plötzlich quietscht das zerfurchte Holz der Zimmertür. Es ist Großmutter Unicornia. Als sie langsam auf allen Vieren hereintrabt und Sleepy mit großen wachen Augen im Bett liegen sieht, erschrickt sie. Normalerweise schaut sie jetzt, um kurz nach Mitternacht, nur noch einmal kurz nach, um ganz sicher zu gehen, dass das kleine Einhorn auch schläft. Sleepys Eltern galoppieren dann längst durch das Reich bunter Einhornträume, aber Unicornia geht erst spät in der Nacht zu Bett. Und jedes Mal wirft sie vorher noch einmal einen Blick ins Enkelzimmer.

„Sleepy, geht es dir gut? Du schläfst ja noch gar nicht. Was ist los, hast du Sorgen?“

„Der Weihnachtsmann kommt dieses Jahr nicht, Oma.“

„Was? Wie kommst du denn darauf? Der Weihnachtsmann besucht uns jedes Jahr. Mit seinem Schlitten, seinen Rentieren, den Geschenken …“

„Der ist nicht echt. Den gibt es nicht. Hat Fabella gesagt.“

Natürlich, denkt Unicornia. Sleepys beste Freundin denkt sich ja ständig irgendwelche Märchen aus. Eine richtige Tagträumerin ist sie. Es gibt keinen Weihnachtsmann? So ein Unsinn. Unicornia sieht, wie Tränen unter Sleepys wunderschönen langen Wimpern schimmern. Sie trabt langsam um das Bett herum und nimmt direkt neben dem kleinen Einhorn Platz.

„So so, das hat dir also Fabella erzählt. Die Fabella, die dir auch schon weismachen wollte, dass es keinen Osterhasen gibt. Und keine Schutzengel. Und keinen Mann im Mond …“

„Vielleicht hat sie diesmal ja recht, Oma! Vielleicht gibt es wirklich keinen Weihnachtsmann und keine Geschenke. Dabei war ich dieses Jahr noch viel lieber als davor! Es ist so spät, eigentlich ist doch jetzt schon Weihnachten, und er war immer noch nicht da. Er kommt nicht, er kommt diesmal wirklich nicht! Fabella hat recht.“

Sleepy kullern Tränen über die Wangen, und ihre Farbe wechselt von Roségold zu Bronze. Das passiert immer, wenn das kleine Einhorn traurig ist. Beim Spielen leuchtet Sleepy dagegen wunderschön silbrig, und manchmal, wenn es besonders glücklich ist, leuchten sein Horn, der Schweif und der buschige Schwanz sogar golden.

Unicornia, die alte weise Großmutter, die schon so viele kleine Einhörner hat aufwachsen sehen und Wunder erlebt hat, wischt Sleepy sanft die Tränen aus den Augen.

„Soll ich dir was verraten, Sleepy? Es gibt den Weihnachtsmann. Und weißt du auch, warum?“

Sleepy schnieft und schüttelt den Kopf.

„Weil es uns gibt“, flüstert die Großmutter.

Das kleine Einhorn setzt sich in seinem Bettchen auf. „Das verstehe ich nicht, Oma.“

„Weißt du“, beginnt Unicornia, „es gab einmal eine Zeit, da haben die Menschen nicht mehr an Wesen wie uns geglaubt. Sie glaubten an viele andere Tiere, weil sie die sehen können. An Pferde, Hunde, Katzen. Aber wir Einhörner leben zurückgezogen und tief in den Wäldern. So wie die alten Drachen in den gewaltigen Tannenbergen bei Abraxia. Und weil die Menschen oft nur das wirklich glauben wollen, was sie jeden Tag sehen und anfassen können, haben sie sich eingeredet, dass es Einhörner und Drachen nicht gibt. Das war schrecklich, denn dadurch verschwanden wir allmählich, einer nach dem anderen. Bis nur noch ein Einhorn und ein Drache übrig waren.

Doch genau zu jener Zeit waren zwei Menschen unterwegs in den Wäldern des Akama-Tals und in den Tannenbergen. Ein kleines Mädchen, das von zu Hause weggelaufen war, weil es endlich ein echtes Einhorn treffen sollte. Es hatte einfach nicht glauben wollen, dass es uns nicht gibt. Und ein alter Bergsteiger, der sich verlaufen hatte. Und so kam es, dass das Mädchen auf das letzte Einhorn traf – und der alte Wanderer auf den letzten Drachen. Das Einhorn brachte das Kind, das schon am Ende seiner Kräfte und halb erfroren war, auf seinem Rücken zurück zu seiner Familie. Und der Drache flog den Wanderer, der allein niemals den richtigen Weg gefunden hätte, zurück in die Stadt. Beide erzählten ihren Familien von ihren Begegnungen. Die erzählten es weiter. Und so retteten sie die Einhörner und auch die Drachen. Jetzt sind wir wieder viele und leben friedlich in unserem Tal und in den Bergen ... und kannst du dir vorstellen, Sleepy, warum ich dir diese Geschichte erzähle?“

Sleepy lächelt verstohlen und nickt. „Ja, Oma! Wenn ich nur wirklich richtig doll an den Weihnachtsmann glaube, dann gibt es ihn auch. Es liegt auch an mir, ob es ihn gibt und ob er zu uns kommen kann!

Unicornia streichelt Sleepy über den Schweif, der wie das gesamte Fell wieder Roségold leuchtet. „Genau, mein Schatz. Du musst nur ganz fest an den Weihnachtsmann glauben. Und nicht immer an das, was den lieben langen Tag in Fabellas kleinem Köpfchen herumspukt. So, und jetzt versuch zu schlafen. Gute Nacht, Sleepy.“

Während die Großmutter leise das Zimmer verlässt, schließt Sleepy die Augen. Ganz fest stellt sich das kleine Einhorn den Weihnachtsmann vor, wie er auf seinem Rentierschlitten durch die Lüfte fliegt und schließlich das idyllische Akama-Tal erreicht.

Als Sleepy fast schon eingeschlafen ist, ertönt von fern eine Stimme. Das kleine Einhorn schreckt auf und schleicht durch die Dunkelheit des Zimmers zum Fenster. Durch die Eiskristalle blickt es vorsichtig nach draußen. Und es erkennt in der Dunkelheit einen großen Mann mit einem langen weißen Bart. Er steigt gerade auf seinen Schlitten, zieht die Zügel seiner Rentiere an und ruft: „Ho ho ho!“ Aber bevor er aus dem Akama-Tal davon schwebt, nachdem er Sleepys Familie gerade die schönsten Geschenke gebracht hat und sich jetzt schnell auf den Weg zu den Drachenkindern von Abraxia macht, schaut er einmal kurz zu Sleepys Fenster rüber. Er lächelt. Und Sleepy lächelt zurück.

E N D E

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